Medikamente

Der Begriff „Medikament“ kommt von dem Lateinischen medicamentum und heißt Heilmittel. Pflanzliche Heilmittel werden schon seit Menschengedenken verwendet. Kräuter und Pflanzen, die das Bewusstsein erweitern, wurden in der Tradition der Völker als Möglichkeit gesehen Weissagungen und prophetische Aussagen intuitiv zu geben. Ein Beispiel dafür aus der griechischen Geschichte kann in dem Orakel von Delphi gesehen werden: die Priesterin trank ein Kräutergemisch, um sich mit den Göttern in Verbindung zu setzten.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts führte die Entwicklung der Chemie dazu, dass Medikamente und Arzneimittel nach und nach industriell hergestellt werden konnten.

  • Stimulantien (aufputschend wirkende Substanzen) z.B. Ritalin®, Medikinet® oder Concerta®
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel z.B. Tavor®, Valium® Rohypnol®, Sonata®, Stilnox®
  • Antidepressiva (Stimmungsaufhellende und angstlindernde Medikamente) z.B. Trevilor®, Remergil®, Aponal®
  • Analgetika (Hustenstiller und Schmerzmittel) z.B. Valoron N®, Dicodid®, Codipront®, DXM
  • Kapseln und Tabletten
  • flüssig oder in Pulverform
  • Zäpfchen aus synthetischen und/oder natürlichen Stoffen

Medikamente werden auch zum Doping im Leistungssport illegal besorgt und eingenommen. Zu den Dopingmedikamenten gehören die Anabolika, deren Gebrauch sehr problematisch ist, auch wenn sie nicht psychisch aktiv wirken. Nach Angaben der DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) besitzen etwa 5-6% aller verordneten Medikamente ein Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial. Welcher Beschränkung unterliegen Medikamente?   Verschreibungspflichtige Medikamente: ein ärztliches Rezept ist notwendig, apothekenpflichtige Medikamente: das Medikament ist nur in der Apotheke erhältlich, freiverkäufliche Medikamente: dürfen in Drogeriemärkten verkauft werden Da psychisch wirksame Medikamente nur über das ärztliche Rezept erhältlich sind, hat sich ein unüberschaubarer illegaler Markt aufgebaut. Medikamente sollten nicht auf Seiten gekauft werden, die verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept anbieten oder Arzneimittel verkaufen, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Hier besteht auch die Gefahr „gefälschte“ Medikamente zu erhalten (Risiko von Verunreinigungen oder Fehldosierungen u.a.).

Wirkungen & Risiken

Medikamente lassen sich nach therapeutischem Zweck in unterschiedliche Gruppen einteilen:

Stimulantien werden häufig zur Behandlung von Aufmerksamkeitsschwäche bei überaktiven Kindern eingesetzt. Medikamente, die hierzu verwendet werden, enthalten alle die Substanz Methylphenidat. Zu den aufputschend wirkenden Substanzen in Medikamenten gehören auch Coffein und Ephedrin.

Welche Wirkungen können Stimulantien haben?

  • vorübergehend leistungs- oder stimmungssteigernd
  • verstärkte Kontaktfreudigkeit und Rededrang
  • Einschränkung der Kritikfähigkeit

Mögliche Risiken:

  • können psychisch und teilweise auch physisch abhängig machen
  • bei Überdosierung kann es zu Organschäden kommen

Am bekanntesten sind die Benzodiazepine.

Welche Wirkungen können Schlaf- und Beruhigungsmittel haben?

  • beruhigend, dämpfend
  • schlaffördernd
  • angst- und spannungslösend

Mögliche Risiken:

  • Bewegungsstörungen, die sich in Torkeln äußern können
  • Sprachstörungen
  • Erinnerungslücken
  • körperliche und psychische Abhängigkeit
  • bei Überdosierung kann es zu Organschäden kommen

In der Medizin werden Antidepressiva häufig bei der Behandlung von Depressionen, Zwangs- und Angststörungen verwendet. In der Regel erzeugen sie keine Abhängigkeit. Sie können allerdings beim plötzlichen Absetzen nach längerer täglicher Einnahme Entzugserscheinungen hervorrufen.

Zu ihnen gehören hauptsächlich die Opiate (Inhaltsstoffe des Schlafmohns). Den Opiaten ähnliche Substanzen sind die Opioide, die häufig sowohl in Schmerzmitteln als auch in Hustenstillern enthalten sind. Als Rauschmittel werden vor allem morphin- und codeinhaltige Medikamente verwendet. Sie sind aufgrund des hohen Suchtpotentials nur über ein Betäubungsmittelrezept vom Arzt erhältlich – solche Rezepte unterliegen höheren Kontrollen.

Welche Wirkungen können Analgetika und Hustenstiller haben?

  • schmerzlindernd
  • stimmungssteigernd
  • angstlindernd
  • manche Hustenstiller können die Wahrnehmung verändern (z.B. der Wirkstoff Dextrometorphan, auch DXM genannt)

Mögliche Risiken:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Hautreizungen und Juckreiz
  • Bewegungsstörungen
  • bei Überdosierung von DXM können Nervenschäden im Gehirn entstehen

Allgemein gibt es bei Medikamenten strenge gesetzliche Bestimmungen bezüglich der Herstellung und Reinheit.

  • die Dosis
  • die Art der Einnahme
  • die psychische Verfassung
  • die momentane Stimmung

Auf dem Schwarzmarkt gehandelte Medikamente sind manchmal unrein oder enthalten gefährliche Beimischungen. Um eine verstärkte Rauschwirkung zu erzeugen, nehmen Konsumenten Medikamente gelegentlich zusammen mit Alkohol ein. Die damit verbundenen Wechselwirkungen sind häufig nicht absehbar und können unter Umständen auch lebensbedrohlich sein.

Medikamente und Straßenverkehr

Viele Medikamente schränken die Fahrtauglichkeit ein. Die Hersteller von Medikamenten sichern sich in der Regel durch eine Standardformulierung im Beipackzettel ab. Es wird darauf hingewiesen, dass das Reaktionsvermögen beeinträchtigt werden kann und sicheres Fahren dann nicht mehr gewährleistet ist. Allgemein gilt: Wer unter Einfluss von berauschenden Substanzen am Straßenverkehr teilnimmt, begeht eine Ordnungswidrigkeit (Geldbuße und Fahrverbot zwischen einem und drei Monaten). Kommen drogenbedingte Fahrfehler, eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer oder sogar ein Verkehrsunfall hinzu, handelt es sich um eine Straftat (§ 316 StGB: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe, § 315b StGB: Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe).

Grundsätzlich kann bei Verdacht auf Missbrauch oder Abhängigkeit von Medikamenten eine MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) angeordnet werden. Manche Beruhigungs- und Schlafmittel können von Urin-Schnelltests erfasst werden. Dies gilt auch für Schmerzmittel, die Opiate enthalten. Medikamente, die den Inhaltsstoff Methylphenidat enthalten, können beim Drogen-Screening von der Polizei fälschlicherweise als Amphetaminkonsum („Speed“) erkannt werden.

Formen von medizinischem und kontrolliertem Gebrauch

Medikamente werden in der Medizin zur Behandlung von folgenden Krankheiten eingesetzt:

  • bei Aufmerksamkeitsschwäche
  • bei bestimmten Lungenerkrankungen
  • bei Schlafstörungen
  •  bei Schlafstörungen
  • bei Epilepsie
  • bei Angststörungen
  • zum Entspannen der Muskulatur
  • bei Angst- oder Zwangsstörungen
  • bei Depressionen
  • bei psychosomatischen Störungen
  • bei Essstörungen
  • Schmerzen z.B. bei Verletzungen oder nach Operationen
  • bei Reizhusten

Formen problematischen Gebrauchs

Der Gebrauch von Medikamenten zusammen mit anderen Drogen kann zu unvorhersehbaren Wirkungen führen und unter Umständen tödlich enden. Beispielsweise ist das Kombinieren von Ecstasy mit MAO-Hemmern (Antidepressiva) hoch gefährlich. Stark beruhigend und schlaffördernd wirkende Medikamente können das Reaktionsvermögen, die Aufmerksamkeit und die Leistungsfähigkeit einschränken. Vor allem im Straßenverkehr, in der Schule und bei der Arbeit kann dies problematisch werden und Risiken bergen.

Ein falscher Gebrauch liegt vor, wenn Tabletten klein gebröselt werden, um sie zu schnupfen, zu rauchen oder gar zu spritzen. Tabletten enthalten Füllstoffe, die beim Spritzen tödlich sein können.Um Kosten zu sparen, werden Arzneimittel gelegentlich über das Internet gekauft, da sie dort günstiger zu erwerben sind. Unter den Anbietern gibt es schwarze Schafe, die über das World Wide Web minderwertige oder gefälschte Arzneimittel verkaufen. Die gesundheitlichen Risiken für den Konsumenten sind bei Einnahme dieser Fälschungen häufig nicht abschätzbar. Ratsam ist es, die Zulassung der Internetapotheke anhand des Versandapothekenregisters (VAR) zu überprüfen (www.dimdi.de Rubrik „Arzneimittel“, Unterrubrik „Versandapothekenregister“).

Zahlen und Fakten

Mindestens einmal im Leben haben 2,9 % der Schülerinnen und Schüler Beruhigungs- oder Schlafmittel ohne ärztliche Verschreibung eingenommen, etwas mehr Mädchen (3,0 %) als Jungen (2,7 %).

Der Großteil der 15/16-jährigen Schülerinnen und Schüler haben aber verschreibungspflichtige Beruhigungs- und Schlafmittel nicht häufiger als 5 mal konsumiert.

Quellen

Böckem J.und Jungaberle H. mit Jork I. und Kluttig J. (2015). High Sein. Ein Aufklärungsbuch. Berlin: Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG.

ESPAD Kraus et al. (2015)