Alkohol (wie viele synthetische Drogen) ist ein starkes Nervengift, das das Gehirn beeinflusst. Das Gehirn koordiniert unter anderem unsere willkürlichen und unwillkürlichen (reflexiven) Bewegungen. Krampfanfälle und Zuckungen sind typische Entzugssymptome bei chronischem Alkoholkonsum. Bei schwierigen Fällen kommt es zu zerebralen (gehirnbezogenen) Anfällen, was oft mit Krämpfen, Zuckungen und auch Delirium einhergeht. Eine angeborene Neigung zur Empfindlichkeit für die schädliche Wirkung von Alkohol ist dabei entscheidend dafür, ob man auch nach gelegentlichem Konsum bzw. kleineren Konsummengen Krämpfe oder Zuckungen hat. Insbesondere bei Menschen, die an Epilepsie erkrankt sind, sind können diese Symptome in Folge des Alkoholkonsums auftreten. Eine Epilepsie (= Krampfanfall, Krampfleiden) stellt eine gleichzeitige Übererregbarkeit vieler Hirnzellen dar, was sonst im normalen Ablauf des Gehirns nicht vorkommt. Es gibt sehr viele verschiedene Epilepsieformen. Typisch ist ein Anfall bei jungen Menschen unter Alkoholeinfluss zum Beispiel bei der juvenilen(= jugendlich) myoklonischen (= von Muskelzuckungen begleitet) Epilepsie, die auch Janz-Syndrom genannt wird. Diese gutartige Anfallsform ist die häufigste Epilepsieart im Alter von 15 – 20 Jahren.
Es ist eine idiopathische – das heißt, dass man nicht weiß, woher es kommt – Epilepsie, die vermutlich vererbt wird. Sie präsentiert sich typischerweise mit folgenden Symptomen: Anfälle beim Aufwachen oder in der Zeit danach (zum Beispiel im Bad oder am Frühstückstisch), bei denen typischerweise die beiden Arme oder Hände zucken; der Patient bleibt dabei bei vollem Bewusstsein und beschreibt es wie einen Stromstoß oder plötzliches Erschrecken. Oft fällt das lange nicht auf, weil die Betroffenen und deren Eltern dem keine Bedeutung beimessen oder es sogar eher ins Lächerliche ziehen („Ein komischer Tick“, „Ungeschicklichkeit“). Die Krampfanfälle können typischerweise durch Schlafentzug, Stresssituationen, Stroboskoplicht und eben Alkoholkonsum ausgelöst werden. Allerdings kann es auch bei dieser eigentlich gutartigen Anfallsform zu „großen“, sogenannten Grand-Mal (= franz. großes Übel) Krampfanfällen mit Bewusstseinsverlust kommen, bei denen der Betroffene am ganzen Körper zuckt und krampft. Diese Anfälle können sehr gefährlich sein, da das Gehirn bei länger dauernden Anfällen in Mitleidenschaft gezogen wird und der Patient sich während des Anfalls verschlucken oder verletzen kann. Deswegen sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen, wenn einem so etwas im großen wie im kleinen schon einmal passiert ist. Die juvenile myoklonische Epilepsie kann üblicherweise sehr gut mit Medikamenten behandelt werden.
Stand: 31.07. 2012
Autor: Katharina Kraus
Weiterführende Informationen:
Praktische Epilepsiebehandlung von Dieter Schmidt, Christian Erich Elger, Thieme Verlag (2005)
Das große TRIAS-Handbuch Epilepsie von Krämer, Günter, Thieme Verlag (2005)
Handbuch Der Epilepsien: Klinik, Diagnostik, Therapie Und Psychosoziale Aspekte von Christoph Baumgartner, Springer Verlag (2001)
Epilepsien von Bettina Schmitz, Bernhard J. Steinhoff, Thieme Verlag (2008)
Treatment Options in Juvenile Myoclonic Epilepsy, von Laura Mantoan und Matthew Walker, Current Treatment Options in Neurology, 2011, Volume 13, Number 4, Seiten 355-370
Juvenile myoclonic epilepsy under-diagnosed syndrome, von Bozić K, Bukurov KG, Slankamenac P, Pogancev MK, Sekulić S Med. Pregl. 381-5 64 (2011)