Ein unkluger oder übermäßiger Alkoholkonsum kann das Gehirn doppelt schädigen: einmal akut, sobald man Alkohol zu sich nimmt und einmal auf lange Sicht, also chronisch, bei regelmäßigem Alkoholkonsum.
Akut bewirkt Alkohol, dass diejenigen Stoffe, die die Nervenzellen im Gehirn vor Umwelteinflüssen und so vor Schädigung schützen sollen, sehr schnell abgebaut werden. Das kann bereits bei einem Blutalkoholwert von 0,5 Promille passieren. Die Nervenzellen, auch Neuronen genannt, sind so „oxidativem Stress“ und schädlichen Einwirkungen aus der Umwelt ausgesetzt und können schneller Schaden nehmen oder sogar absterben.
Auf langer Sicht bei regelmäßigem, starkem Alkoholkonsum nimmt das Gehirn großflächiger Schaden zu – man spricht von „innerer und äußerer Gehirnatrophie“. Das bedeutet, dass das Gehirn in allen Bestandteilen schrumpft, weil Nervenzellen (die graue Masse außen) und Verbindungen zwischen Zellen (die weiße Masse innen) absterben. Besonders in einem Teil des Gehirns, dem Stirnlappen, der Handeln und Planen mitbestimmt und im Hippocampus, der für die Gedächtnisbildung mitverantwortlich ist, kann man eine Schrumpfung bei Menschen sehen, die alkoholkrank sind. So lassen sich auch die Spätfolgen von Alkoholmissbrauch wie Gedächtnisstörungen und Verhaltensauffälligkeiten gut erklären. Die Spätfolgen kommen einerseits durch den langanhaltenden Stoffwechselstress, wie er auch akut auftritt, zustande, andererseits durch die Mangelversorgung mit für die Nervenzellen (Neuronen) lebenswichtigen Vitaminen, die bei Alkoholkrankheit auftritt. Die Schädigung des Gehirns kann durch lange Abstinenz wieder zum Teil rückgängig gemacht werden.
Stand: 31.01.2012
Autor: Katharina Kraus
Weiterführende Infos:
Singer, Manferd V, Batra, Anil, & Mann, Karl. (2011). Alkohol und Tabak. Grundlagen und Folgeerkrankungen. Stuttgart-New York: Thieme.
Tretter, Felix. (2008). Suchtmedizin kompakt. Suchtkrankheiten in Klinik und Praxis. Stuttgart: Schattauer.Biller, A., Bartsch, A. J., Homola, G., Solymosi, L., & Bendszus, M. (2009). The effect of ethanol on human brain metabolites longitudinally characterized by proton MR spectroscopy. J Cereb Blood Flow Metab, 29(5), 891-902 (vlg. Web LINK zum Abstract)Möller, HJ, Laux, G, Kapfhammer, HP (2005) Psychiatrie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag (vgl. Web LINK)Über das Korsakow-Syndrom: http://www.bist-du-staerker-als-alkohol.de/index.php?id=255 (Bist-du-stärker-als-Alkohol ist eine Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)